Was kann ein Blindenführhund
Hallo,
“Mein Partner mit der kalten Schnauze” – dieser Satz trifft vor allem auf Blinde und ihre Führhunde zu.
Blindenführhunde werden meist als “Hilfsmittel mit Seele” bezeichnet. Der Grund dafür: Wer sich für einen Führhund entscheidet, bekommt nicht nur ein einzigartiges Hilfsmittel, sondern auch einen treuen Freund. In diesem Blogbeitrag erfahrt ihr Wissenswertes über den Führhund.
Allgemeines
Im Jahre 1916 wurde in Deutschland der erste systematisch ausgebildete Blindenführhund an den kriegsblinden Paul Feyen übergeben. Dies war quasi die Geburtsstunde der Blindenführhundausbildung in Deutschland. Heute gibt es über 50 Blindenführhundschulen und mindestens 1500 Blindenführhunde in Deutschland. Einen guten ersten Überblick über die bunte Führhundschulenlandschaft bekommt ihr
hier
Auch einige Vereine, Bücher und Filme beschäftigen sich mit dem Blindenführhund.
Übrigens: Ein fertiger Blindenführhund kostet bis zu 30.000 Euro. Die Kosten werden in der Regel jedoch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, anders als bei anderen Assistenzhunden.
Welche Rassen eignen sich als Blindenführhund
Grundsätzlich sind alle Rassen geeignet, die menschenfreundlich, friedfertig, intelligent und neugierig sind. Ach ja, und zu klein sollten sie nicht sein. Zugelassen sind Hunde mit einer Schulterhöhe von mindestens 50 und maximal 65 Zentimetern. Ein Dackel wäre somit kein geeigneter Führhund, denn was hat der Blinde davon, wenn er ständig auf seinen Führhund tritt. Außerdem sollten die Hunde keinen oder nur sehr wenig Jagdtrieb haben. In der Praxis hat sich aber gezeigt, dass sich vor allem Schäferhund, Labrador, Golden Retriver, Labradoodle und Großpudel für die Ausbildung eignen.
Was kann ein Führhund?
Das wichtigste: Führhunde lernen, zwischen Arbeit und Freizeit zu unterscheiden. Jeder “fertige” Hund weiß: “Wenn ich mein Geschirr trage, muss ich mich voll auf meinen Blinden konzentrieren. Da können noch so viele Hunde vorbeikommen.” Blindenhunde lernen während ihrer Ausbildung (meist 6-9 Monate) über 30 Hörzeichen (Befehle“ kennen. Häufig sind es deutsche Begriffe, aber es gibt auch Schulen, die italienische Hörzeichen verwenden. Darunter sind sehr viele Suchaufgaben: So kann ein fertig ausgebildeter Hund z.b. Treppen, Aufzüge, Ein- und Ausgänge oder sogar freie Sitzplätze finden. Aber er lernt auch, vor jeder Bordsteinkante stehen zu bleiben, Hindernisse zu umrunden, unter denen er locker hindurch passen würde und vieles mehr.
Besonders genial ist aber der sogenannte “intelligente Ungehorsam”. Das bedeutet, dass ein Führhund stehen bleibt und jeden Befehl verweigert, wenn seinem Herrchen oder Frauchen Gefahr droht. Manche Hunde stellen sich sogar quer vor ihren Besitzer und drängen ihn von der Gefahrenstelle weg. Das kann schnell passieren, wenn der Blinde am Bahnhof auf die Gleise zu stürzen droht. Einige Führhunde lernen auch, Personen zu folgen – das ist besonders nützlich, wenn jemand einem einen Weg zeigen will. Des Weiteren können Blindenhunde sich auf lange Sicht hin Wege merken und diese mit einem bestimmten Schlüsselwort verknüpfen. Wenn man einem Führhund auf dem Weg zur Arbeit immer wieder sagt, man gehe „Zur Arbeit“, so weiß er nach wenigen Malen bereits, wo es hingeht, wenn der Halter ruft: „Komm, wir gehen zur Arbeit.“ Eins sollte man jedoch NIMALS vergessen: Ein Führhund ist kein Hilfsmittel, das man in die Ecke legen kann, wenn man es nicht mehr braucht.
Wenn ihr mehr über die Führhundausbildung und die Fähigkeiten des Blindenführhundes erfahren möchtet, schaut euch doch einfach mal das folgende YouTube-Video an.
Andere Blindenführer
In den USA werden manchmal sogar kleine Ponys zu Blindenführponys ausgebildet. Angeblich sollen sogar Papageien dazu abgerichtet werden, Blinde durch den Alltag zu führen. Manche Tüftler versuchen sich auch schon an elektrischen Führhunden. Gut für Allergiker, aber eine Maschine kann einen nicht so schön mit der Nase anstupsen, wenn man traurig ist.
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