VorbildseindochnichtaufKindaufpassenkönnen?
Heute komme ich zu einem Thema, das mir schon lange auf den Nägeln brennt und das ich gern als Blockbeitrag veröffentlichen möchte.
In meiner Kirchengemeinde und auch, wenn ich beispielsweise eine Autorenlesung mache wird mir oft gesagt: „Wie toll du das alles machst“ oder: „Wie toll du doch dein Leben meisterst.“ „Du bist eine starke Frau und ein Vorbild für mich und andere.“ Einerseits ist es nett, wenn die Menschen so etwas zu mir sagen. Aber andererseits kann ich es nicht mehr hören. Mir wäre viel lieber, ich würde mal gefragt. Zum Beispiel: „Kannst du mal auf mein Kind aufpassen ich muss zum Arzt.“ Vielleicht fragen mich die Menschen nicht, weil ich ja abgeholt werden muss, sie nicht wissen wie sie mir zeigen sollen, wo was in der Wohnung liegt oder es gibt andere Ängste, die sie haben, sie mir jedoch nicht sagen. Ich komme mir manchmal vor wie ein Feuerwerk. Alle sperren Mund und Nase auf, staunen, mit welchen Hilfsmitteln man lebt und was man ihrer Meinung nach so alles leistet. Na klar das stimmt auf seine Art tut ja jeder ob blind, sehbehindert anders behindert oder sehend all das, was er oder sie zu leisten im Stande ist. Aber leider ist immer noch nicht in der Gesellschaft angekommen, das man auch mit Blindheit auf ein Kind aufpassen kann auch wenn man nicht die Mutter ist, oder, je nach Möglichkeit, die Hausaufgaben mit ihm macht. Sehende junge Mädchen werden in der Gemeinde gefragt, ob sie auf ein Kind aufpassen, den Hund ausführen oder bei allem möglichen helfen. Das ich als blinde Frau auch über Lebenserfahrung verfüge, weil ich beispielsweise meine Nichte, als sie noch klein war, mit erzogen habe und auf sie aufgepasst habe vergessen die Leute wissen es nicht oder es scheint sie nicht zu interessieren. Es ist schade, das man mich nur in einer Momentaufnahme sieht und die wenigsten meinen Alltag direkt mit bekommen.